frei werden

Mein Name ist Hubert und ich bin seit einem knappen Jahr „Privatier“, d.h. ich lebe derzeit ausschließ­lich von meinem passiven Einkommen.

Arkad und ich waren der Meinung, es wäre für die Leser seines Blogs vielleicht einmal ganz interessant, etwas über die Erfahrungen von jemand zu lesen, der „es geschafft hat“.

Dazu möchte ich zwei Vorbemerkungen machen:

Erstens: Ich habe keine Erfolgsrezepte zu verkünden und ich werde keine Anlage-Tipps verbreiten. Ich werde nur erzählen, wie es mir ergangen ist. Ob das nun nachahmenswert ist oder eher zur Abschreckung dient, mag jeder für sich selbst entscheiden. Wer aber von mir den ultimativen Tipp zum Reichtum erwartet, kann an dieser Stelle schon mit dem Lesen aufhören.

Zweitens: Manches, was ich zu erzählen habe, mag eher unspektakulär sein. Vielleicht sogar entmutigend oder frustrierend. Von daher: Wer hier eine Motivationsshow nach dem Motto: „Jeder kann alles schaffen, wenn er es nur will (Tschacka)!“ erwartet, kann sich auch schon mal verabschieden.

Für die, die jetzt noch übrig sind, eine kleine Vorschau, auf das, was ich denn nun zu schreiben gedenke:

Wenn Arkad einverstanden ist, soll es insgesamt erst mal drei Beiträge geben:

Teil 1: Ziel erreicht (?) ! Inhalt: WAS genau habe ich erreicht ? Und was ist/war das Ziel ?

Teil 2: Der Weg zum Ziel. Inhalt: WIE habe ich mein Ziel erreicht ?

Teil 3: Das Jahr danach. Inhalt: Wie fühlt es sich an, ein Privatier zu sein ?

Und nach dieser langen Vorbemerkung könnte ich nun endlich mit dem ersten Teil beginnen…

Dem aufmerksamen Leser wird das Fragezeichen in der Überschrift nicht entgangen sein:
„Ziel erreicht ?“ Was soll uns das Fragezeichen sagen ?

Nun – ich habe schon ein Problem mit dem Wort „Ziel“ !

Für mich hat „Ziel“ immer etwas von konkreten Vorgaben (z.B. Zahlen), da steckt irgendwo immer auch die Idee von Planung, von Lösungsansätzen, von gezieltem Vorgehen, konsequenter Kontrolle und Optimierung dahinter. Und das alles habe ich nie gehabt !

Ich weiß: Nur wer ein Ziel hat, kann es auch erreichen.
Trotzdem: Ich habe es nie gehabt. Zumindest nicht so konkret !

Und eine Vorgabe wie z.B. „In 8 Jahre zum Millionär“ enthält ja schon gleich zwei sehr konkrete Ziele: Eine Zeit und eine Summe !

Bei mir war es mehr so eine Wunschvorstellung: Nicht bis zur Rente arbeiten zu müssen und einmal nur von den Kapitaleinkünften leben zu können.

Dies ist schon mal eine erste Erfahrung, die allen gängigen Ratgebern und Regeln widerspricht (und davon habe ich noch einige mehr):
Ohne eine konkrete Zielvorgabe in Form von Zahlen vor Augen zu haben und letztlich auch ohne ein Konzept, bin ich dort angekommen, wo ich hin wollte.
(Ich habe Euch gewarnt: „Unspektakulär“).

Kleine Randbemerkung: Es scheint so zu sein, dass diese „Ziellosigkeit“ durchaus auch in anderen Bereichen erfolgreich sein kann ! Ich selber habe vor über 10 Jahren mit den Laufen angefangen. Mit dem Wunsch, ein bisschen Bewegung zu haben, etwas für die Fitness und die Gesundheit zu tun.
Sonst nichts. Und habe ganz nebenbei 15 Kilo abgenommen. Und DAS war definitiv nicht das Ziel (aber es stört auch nicht weiter…).

Und es wird auch behauptet, die Partnersuche funktioniere am besten dann, wenn man nicht verbissen danach sucht. Dazu kann ich aber selbst nichts sagen.

Okay – zurück zum „Ziel“. Was habe ich denn nun erreicht ?

Nun – ich habe im Alter von 56 Jahren meinen Angestellten Job aufgegeben und versuche nun (erst mal) die Zeit bis zur Rente aus eigenen Mitteln zu überstehen.

Da höre ich schon die Jungdynamiker stöhnen: „Ach – so ein Opa ! Das ist ja keine Kunst !“
Gut – da ist was Wahres dran. Habe ich aber auch nicht behauptet.
Und ich gebe auch gerne zu: Auch ich habe mit 25 Jahren gesagt, dass ich mit 30 Jahren aufhören will, zu arbeiten. Das wurde dann später auf 40 Jahre verschoben. Dann auf 50. Dann auf 55.
Und dann war es soweit !

Was lernen wir daraus ? Nun – zwei Dinge.

Erstens: Es dauert länger, als man denkt ! Andererseits geht aber auch die Zeit schneller rum, als man denkt. Ruckzuck ist man 55 Jahre alt.
(ich habe Euch gewarnt: Entmutigend und frustrierend…).

Zweitens: Eine der schwierigsten Fragen überhaupt ist: „Wann ist es genug ?“
Oder auch „Was/Wieviel ist genug ?“ Da spielen so viele Fragen eine Rolle, dass ich da sicher einen gesonderten Beitrag drüber schreiben könnte. Hier nur kurz zwei Aspekte: Mit zunehmendem Alter wird die Summe immer geringer. Es wird also immer einfacher. Und der andere: Man muss sich fragen, wie lange man vorhat, zu leben ! Wie lange muss das Geld reichen ?
(ich habe Euch gewarnt: keine Motivationsshow…).


Was gibt es noch zum Thema „Ziel erreicht“ zu sagen ?

Nun – mir ist aufgefallen, dass einige der „Millionärs-Blogger“ von sich behaupten (ich glaube Arkad gehört auch dazu, bin aber nicht ganz sicher), dass sie die Million (oder was immer das Ziel sein mag), nicht etwa deshalb anstreben, um danach ihren Beruf aufzugeben.
Und das war bei mir nun genau umgekehrt ! Ich hatte das Ziel, meinen Beruf aufzugeben, ohne aber eine bestimmte Kapital-Summe haben zu wollen.

Aber damit kein falscher Eindruck entsteht: Es ist nicht etwa so, dass ich meinen Beruf, meinen Job oder meine Arbeitgeber in irgendeiner Weise gehasst hätte. Nicht im Geringsten. Im Gegenteil: Ich habe meinen Beruf immer gerne ausgeübt (von kleinen Randerscheinungen mal abgesehen).
Ich hatte nur immer den Eindruck, während meiner Zeit im Büro das wahre Leben zu verpassen. Und davon (vom wahren Leben) habe ich mir nun zumindest ungefähr 10 Jahre gerettet. Nämlich die 10 Jahre, die ich bis zur Rente noch weiter hätte arbeiten müssen.

Vielleicht könnte man hier auch das Wort „Freiheit“ ins Spiel bringen. Das war sicher schon ein starkes Motiv. Einfach mehr Freiheit zu bekommen !

Habe ich dieses Ziel auch erreicht ? Nunja – auch deshalb steht das Fragezeichen in der Überschrift. Aber das ist dann doch mehr das Thema des dritten Teils.

Ich denke, als Einstieg soll das bis hierher erst mal reichen. Viel interessanter ist ja für die meisten ohnehin die Frage: Wie geht das ? Wie schafft man das ?

Dieser Frage werde ich mich dann im zweiten Teil etwas näher widmen.
Ist auch nicht ganz so einfach. Schließlich habe ich ca. 30 Jahre zu resümieren.

Bis dahin, Der Privatier

Zum Weiterlesen:
Mein monatlicher Sparplan
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